Pfingsten – oder: das Fest der Worte

Herzlichen Glückwunsch, liebe Gemeinde!
Ich gratuliere euch und Ihnen ganz herzlich! An diesem besonderen Tag!

Nicht zum Wetter oder weil Sie wieder eine Woche erfolgreich hinter sich gebracht haben – ich gratulieren euch und Ihnen ganz herzlich zum Geburtstag!

Heute an Pfingsten feiern wir alle Geburtstag.
Den Geburtstag der Kirche.

Und wie dieses Geburtstagsfest genau aussah und was da so alles passiert ist, das hören wir in der Apostelgeschichte.
Im zweiten Kapitel wird berichtet, wie sich das zugetragen hat.

"Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.
Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.
Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde verstört, denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden.
Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, Galiläer?
Wie hören wir sie denn ein jeder in seiner Muttersprache?
Parther und Meder und Elamiter und die da wohnen in Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Pontus und der Provinz Asia,
Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Römer, die bei uns wohnen,
Juden und Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.
Sie entsetzten sich aber alle und waren ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden?
Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßen Weins."

Na das ist ja eine Party – könnte man meinen.
Alle sind zusammengekommen. Und mit alle sind die Freundinnen und Freunde Jesu gemeint. Und noch will das Fest nicht so richtig in Schwung kommen. Die Stimmung ist eher trüb. Man könnte auch sagen: richtig schlecht.
Jesus ist gerade weg.
Der Mittelpunkt jeder Party – jeder Auseinandersetzung, jedes Gesprächs, jeder Menschenmenge – ist nicht mehr da.
Ohne ihn wissen die, die zurückgeblieben sind, nicht richtig, was sie jetzt machen sollen.
Was also tun? Kein wirklicher Grund zum Feiern, oder?

Und plötzlich erscheint ein – eher ungebetener, oder zumindest unerwarteter – Gast.

„Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen“ 

Der Heilige Geist braust herein und mischt die Feier ganz schön auf. Man könnte vielleicht auch sagen: er bringt nicht nur Stimmung in die Bude, sondern zündet ein richtiges Freudenfeuer an.

Die Party kommt also in Schwung.
Der Heilige Geist schafft etwas, was die Freundinnen und Freunde Jesu allein nicht fertig gebracht haben: sie verlassen ihr – sprichwörtliches – Schneckenhaus.

Sie öffnen die Fenster und Türen.
Und machen sich auf – nach draußen. In die Welt.
Und nicht nur das. Plötzlich fangen sie an über die großen Taten Gottes zu sprechen, zu predigen – und zwar in ihnen eigentlich fremden Sprachen.

Die Menschen draußen, die in diese Party – ohne es zunächst zu wollen – mit hineingezogen werden, verstehen erst nicht, was das alles soll. Sie sind verstört, entsetzt, verwundert, ratlos und fragen sich: Was soll das werden? 
Einige vermuten sogar, dass die Partygäste ein bisschen zu tief ins Glas geschaut haben.

Pfingsten – es ist das Fest, das uns als Christinnen und Christen im Kirchenjahr vielleicht am schwersten fällt. Es ist das Fest, das für uns als Christinnen und Christen vielleicht am wenigsten greifbar ist.

Kein Kind in der Krippe und keine Geschenke unter Weihnachtsbaum.
Kein leeres Grab am Ostermorgen und volle Osternester im Garten.

Pfingsten – das ist nicht fassbar.
Der Geburtstag der Kirche – ja. Schön und gut.
Aber wie feiert man das denn jetzt? Heute? Hier?
Wo feiern grad schwierig ist und gute Stimmung vielleicht auch.

Ich glaube, Pfingsten feiert man mit Worten.
Mit großen Worten – wie Heiliger Geist und große Taten Gottes. Mit Brausen und Feuerzungen. Mit Frieden und Sehnsucht. Mit Auferstehung und ewigem Leben.
Ich glaube, Pfingsten feiert man mit Worten.
Mit kleinen Worten – wie Willkommen. Komm rein. Du gehörst dazu. Ich hab dich lieb. Hier darfst du sein wie du bist. Jeder gehört dazu. Für immer.

Pfingsten ist das Fest der Worte, die nicht nur eine Sprache kennt. Sondern alle.
Und sie kommen von Gott, dem Heiligen Geist.
Dem ungebetenen, unerwarteten Partygast.

Worte, die nicht trennen – sondern verbinden.
Worte, die nicht Angst verbreiten, sondern die Mut machen und Liebe schenken.
Es ist der Heilige Geist, der uns diese Worte ins Herz und in den Mund legt.

Er hält Jesus in unserem Leben, in unserem Miteinander und in unserer Gemeinschaft lebendig. Und erinnert uns immer wieder an das eine, was zählt: Gott liebt dich, so wie du bist.
Du bist verbunden mit den vielen anderen, die genauso zu Gott gehören dürfen wie du.
In ihm sind wir eins.

„Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst. Wie schön, dass wir beisammen sind, wir gratulieren dir Geburtstagskind“ – so erklingt es in einem Geburtstagslied.

Liebe Gemeinde, ich gratuliere euch und ihnen recht herzlich zum Geburtstag.
Schön, dass wir beisammen sind.
Schön, dass Menschen sich immer wieder von unseren Worten und dem Heiligen Geist einladen lassen zu Gott zu gehören.

Wir hätten sonst jeden einzelnen sehr vermisst.
Amen.


Gebet
Ewiger Gott,
du hast als Vater die Welt erschaffen, als Sohn Jesus Christus kommst du uns ganz nahe und als Heiliger Geist verbindest du uns Menschen zu einer Gemeinschaft.
Sei du die Mitte unseres Lebens.

Heiliger Geist, du schaffst alles neu.
Wir bitten dich: 
Schaffe du Ruhe, wo Unruhe herrscht.
Gib Sicherheit, wo Unsicherheit um sich greift.
Schenke Trost, wo Mutlosigkeit regiert.

Heiliger Geist, du schaffst alles neu.
Wir bitten dich:
Zeige den Mächtigen den Weg zu Frieden und Gerechtigkeit.
Hilf den Schwachen und Unterdrückten.
Heile du Kranke und lege deine segnende Hand auf die Sterbenden.

Heiliger Geist, du schaffst alles neu,
lass uns deine Gemeinde sein, die die richtigen Worte findet im Umgang miteinander und im Miteinander in unserer Gesellschaft und in unserer Welt. Du sprichst alle Sprachen und kennst keine Grenzen.
Brich mit uns zusammen auf und führe uns hinaus ins Weite.

Gestern. Heute. Morgen. Und in Ewigkeit. Amen.
 

Vater Unser
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.


Segen
So segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.