Jubilate – oder: der Weingärtner, der Weinstock und ich

Wann haben Sie das letzte Mal ein gutes Glas Wein mit Freunden getrunken?
Oder auch Bier, Apfelschorle oder ein anderes Getränk ihrer Wahl?

Ich weiß ganz genau, wann das bei mir war.
Es ist nämlich erst ein paar Tage her.
Letzten Mittwoch wars.
Da habe ich mich mit 5 Freunden auf ein Glas Wein getroffen.

„He!“, wird da jetzt vielleicht der eine oder die andere denken. „Aber das geht doch gerade nicht.“
„Geht sehr wohl!“, würde ich da sagen.
Online haben wir das gemacht. Jeder und jede Zuhause, bei sich. Hat sich ein Glas Wein eingeschenkt, und sich hinter den Laptopbildschirm gesetzt. Und so haben wir uns getroffen.
5 gute Freunde auf ein Glas Wein.
Getrennt – und doch verbunden.

Um Wein – oder zumindest um den, der sich darum kümmert, dass es guten Wein gibt – nämlich den Winzer, oder wie es im Bibeltext heißt, den Weingärtner – um den geht es heute auch.
Und was der Weingärtner mit gutem Wein zu tun hat.

Im Johannesevangelium erzählt uns Jesus davon:

"Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner.
Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe.
Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.
Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt.
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.
Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.
Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger."

Bei diesem Wort Jesu habe ich – und da geht es wahrscheinlich nicht nur mir so – einen sonnigen Weinberg vor Augen. Weinstock an Weinstock reiht sich da über den Hügel bis zum Horizont hinauf und an den Weinstöcken hängen sie. Die saftigen Reben aus denen dann, zur rechten Zeit, Wein wird.

Und in meiner Vorstellung wandert der Weingärtner in der warmen Abendsonne durch seinen Hain, betrachtet die Weinstöcke, streicht hier und da über eine der vollen Reben und lächelt.

Ich finde, dass das ein schönes Bild ist.

Ein schönes Bild von Gott – der sich als Weingärtner liebevoll um jede einzelne seiner Früchte kümmert. Weil man an ihnen später die Qualität des Weines, die Qualität seiner Arbeit messen wird.

Ein schönes Bild von Jesus Christus – der der wahre Weinstock ist. Der Weinstock ist das, was den Reben den Halt gibt. Ohne den Weinstock mit seinen Wurzeln und Ästen, auch keine Früchte.

Ein schönes Bild auch für uns – die Reben, die Zeugen sind für Weingärtner und Weinstock. Jede einzelne Rebe, jeder und jede einzelne von uns gibt Zeugnis über die Werke Gottes und die Worte Jesu Christi.

Ich finde es eines der schönsten Bilder für uns als Christinnen und Christen und für unseren Glauben.
Wir alle zusammen, in unserer Fülle an Früchten, jeder und jede trägt dazu bei, dass unsere Welt durch unseren Glauben an Gott als den Weingärtner und an Jesus Christus als den wahren Weinstock eine bessere Welt wird. Eine Welt in der 

Vielleicht fängt das Tragen des Glaubens in die Welt bei einem Lächeln auf der Straße an.
Bei einem gemeinsamen Gebet am Mittagstisch.
Oder bei einem Glas Wein mit Freunden.

In allem was wir tun sind wir als Christinnen und Christen Zeuginnen und Zeugen für Weingärtner und Weinstock. Für Gott und für Christus.
Was für eine Aufgabe. Und was für ein Geschenk.

Amen.
 

Gebet

Gott, himmlischer Vater,
du bist barmherzig:
wir danken dir für deine Liebe, mit der du uns zu deinen Kindern machst.
Nach deinem Bild sind wir geschaffen, und unser Leben ist von dir gesegnet.
Lass uns diesen Segen auch in den kleinen Dingen des Alltags erkennen und weitergeben.

Wir bitten dich:
hilf uns, dass wir uns immer wieder daran erinnern, dass du der gute Weingärtner in unserem Leben bist.
Hilf uns, dass wir als deine Kinder immer wieder miteinander an der neuen Welt bauen in Hoffnung und Vertrauen auf ein gutes Morgen.

Amen.
 

Vater Unser

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.
 

Segen

So segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.